Das Verbot der Liebe
Frauen und Männer, oder Yin und Yang, sie haben in den letzten Jahrtausenden eine lange, unschöne Geschichte miteinander erlebt. Aus dieser Zeit der Yang-Diktatur haben wir wohl alle viel lernen können, und viele tun es weiterhin, weil wir noch mitten im Yang-programmierten System stecken.
Diesen großen Schritt aus den alten angelernten Denkmustern heraus in das neue ausgewogene Yin-Zeitalter zu machen ist nicht immer leicht. Vieles ist neu, und vieles ist ungewohnt. Das Yin möchte erst ganz neu entdeckt werden nach so langer Zeit der sturen Regeln.
Können wir loslassen? Und annehmen?
Als Mann möchte ich nicht anmaßend sein, wenn ich über das neue Yin schreibe, aber vielleicht ist meine Perspektive wertvoll für einige Leser, da ich mich in den letzten Jahren sehr intensiv mit meiner eigenen inneren Yin-Yang-Balance beschäftigt habe.
Können wir das neue Yin wirklich beginnen zu leben? Ich treffe in meinem Leben oft auf Frauen, die es gerne würden, aber gleichzeitig noch stark verwurzelt mit den alten Yang-Strukturen, Regeln und Verboten sind.
Diese Strukturen, Regeln und Verbote werden dann oft dort genutzt, wo es eigentlich eine Öffnung geben müsste: Statt Loslassen und Annehmen (Yin) gibt es dann das regelmäßige Überprüfen, ob meine Intentionen auch hoffentlich keine romantische Wünsche haben könnten.
Als Mann muss ich mich verstecken, zurückhalten, und bitte bloss kein Herzchen in einer Textnachricht mitschicken, es könnte ja persönlich gedeutet werden. Naja, ist es ja dann auch. Und?
Frauen möchten geliebt werden, Männer möchten geliebt werden. Warum sollte mir eine Seele sagen, ich dürfe nicht lieben, solange keine wichtigen Nähe- und Distanz-Kontaktgrenzen überschritten werden?
Auf diese Weise habe ich schon so manche wunderbare Freundschaft verloren. Wenn ich begann zu lieben, war die Freundschaft für die Frau meist gestorben.
Es triggert immer wieder…
Es geschieht in meiner Wachtraumwelt, damit ich darüber schreiben kann. Damit ich ehrlich mit meinen Gefühlen sein kann und diese der Welt mitteile und mir damit nichts mehr als eine Öffnung des Yin wünsche.
Regeln sind Regeln und Abmachungen sind auch immer schön, aber müssen wir uns wirklich sofort und resolut abgrenzen, wenn wir in unserem Leben mit Liebe oder sogar nur mit potentieller Liebe konfrontiert werden? Zu einem Zeitpunkt, wo wir uns noch nicht einmal richtig kennenlernen durften?
Diese Liebe des neuen Zeitalters ist vielleicht ungewohnt, sie kommt oft bereits mit einer frischen Brise „Bedingungslosigkeit“ und „alles darf sein“ daher. Ich verstehe, dass das Angst machen kann. Aber müssen wir von ihr davon laufen?
Können wir diese neue Liebe auch begrüßen?
Einigen lieben Seelen in meinem Leben kann und darf ich Herzchen und Küsschen in persönlichen Nachrichten schicken, wenn ich das gerade so empfinde. Es ist okay, weil wir dieses offene und vertrauensvolle Verhältnis miteinander haben.
Das Liebevolle wird angenommen. Es gibt dann kein fehlendes Vertrauen und keine Angst, das Yang könnte zu weit gehen. Es kann einfach angenommen werden. Das ist schön, dass das so sein darf.
Dann gibt es andere, da muss ich aufpassen wie ein Luchs, damit ich nicht zuviel Herz und Affektion zeige. Aber dann denke ich mir, warum muss ich immer so vorsichtig sein, weil eine andere Seele keine Liebe empfangen möchte, egal wie bedingungslos oder nicht-körperlich sie auch daherkommen mag.
Als Mann stehe ich oft unter Generalverdacht, weil mein Geschlechtsteil Hormone produziert, das eine automatische energetische Anziehung hin zum Yin-Pol entstehen lässt.
Ist das so schlimm?
In meinem Buch Hurra, ich bin ein Mensch! Sensual Energetic Healing (SEH) für Singles & Paare habe ich dem Verlieben ein ganzes Kapitel gewidmet: Ist Verlieben ein Problem? („Kurze Antwort: Nur, wenn wir es zu einem Problem werden lassen.“)
Ich liebe jede Seele auf eine vollkommen andere Weise. Mit manchen habe ich eine gute freundschaftliche Basis, bei vielen gibt es eine Form von Liebe.
Bei einigen Verbindungen erscheinen mir die Kontaktregeln stringent, also logisch schlüssig. Doch das Yin möchte gerne auch offen und intuitiv sein dürfen, annehmend, und nicht ablehnend.
Was fehlt dem Yin außer Sicherheit?
So, wie der Mann hormonell in Richtung Yin gezogen wird (sonst würdest du, liebe Leserin oder lieber Leser, diesen Text hier nicht lesen…), so wird eine Frau hormonell in Richtung Struktur und Sicherheit durch das Yang gezogen.
Das ist biologisch schlüssig erklärbar, dafür hat die Natur bzw. Gaias Bauplan gesorgt. Es sind von allen bewussten Tierarten nur die Menschen, die die hormonellen Unterschiede zwischen Mann und Frau zu einem Problem erklären und sich immer wieder gegenseitig dafür bestrafen.
Wollen wir das Gemengel nicht beenden und in das neue Yin-Zeitalter eintreten?
Wollen wir nicht beide etwas, und können wir es uns nicht beide auch zusammen geben? Die Regeln und Abmachungen können wir ja gerne immer wieder besprechen, insbesondere, falls eine ungewollte Grenze überschritten wurde und das zu einer inneren Missstimmung oder einem schlechten Gefühl geführt hat.
Ist nicht Liebe die Konsequenz aus Annehmen, Loslassen und miteinander verbinden? Welche Art und Form wir dieser Liebe unseren Raum geben möchten und wo wir unsere Grenzen miteinander setzen, das können wir am besten herausfinden, wenn wir uns erlauben, liebevoll und ehrlich über unsere Gefühle zu sprechen. Auch das ist eine hohe Kunst des Yin, die wir jetzt wieder neu kennenlernen dürfen.